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Als Parkanlage im nördlichen Auenwald bin ich, das Rosental, Leipzigern und ihren Gästen seit bald tausend Jahren bekannt. Suchen Spazierende mich auf, passieren sie zuvor Straßen, Orte und Gebäude, die an Kunstschaffende vergangener Zeiten wie Tschaikowski, Nietzsche oder Beckmann erinnern. Doch wie sieht es mit zeitgenössischen Kreativen aus, die sich hier in meiner Nähe angesiedelt haben und mit ihren Kunstwerken das großstädtische Leben prägen?
Lieber Walter, kannst du dich erinnern, wann du das erste Mal auf ein Ei gemalt hast?
In den vierzig Jahren, in denen ich hier in Leipzig bin, habe ich jedes Jahr Eier bemalt. Und dieses Jahr war für mich der Höhepunkt, weil ich achtundzwanzig Eier bemalt habe. Ich habe die verschenkt, sogar an meine Ärzte. Und das Gute ist, dass mir sogar schon jemand rückgemeldet hat, dass sie genau das jetzt auch macht: Ostereier bemalen. Ja. Da habe ich mich so gefreut, dass das jetzt jemand schon nachmacht. Ihr und auch Bekannten aus der Nachbarschaft habe ich gesagt, dass man das mit Zuckerwasser machen muss. Und sie haben sich bedankt und sind jetzt meine Nachfolger. Und jedes Ei, das ich bemalt habe von den achtundzwanzig, ist anders. Das ist nicht immer dasselbe. Ich habe hier auch Eier, die sind schon zehn Jahre alt. Die sind hartgekocht und trocknen eigentlich aus, aber wenn sie muffeln, dann muss man sie wegtun. Aber ich habe noch keinen erlebt, der das berichtet hat. Das erste Mal habe ich hier in Leipzig auf ein Ei gemalt. Das war vor vierzig Jahren. Jetzt bin ich achtzig. Mit vierzig ungefähr habe ich damit angefangen. Zuvor habe ich Ostermotive von Karten abgemalt. Vielleicht sind es auch schon fünfundvierzig Jahre. Aber die Idee, die kam von mir damals. Ich habe früher angefangen, auf Gipsplatten zu malen. Und dann kam mit einem Mal die Idee: Walter, mache das mal mit Zuckerwasser.
Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, ein Ei zu bemalen?
Das kann ich heute nicht mehr sagen. Vielleicht, weil ich zu Ostern überall und immer bunte Eier gesehen habe. Das war ähnlich wie der Beginn meiner Karriere als Maler. Ich dachte immer, ich muss auf Porzellan malen. Und dann bin ich zum Glas, dachte, ich muss das auf Glas übertragen. Und heute ist es so, dass ich als Künstler das erfunden habe. Ich habe auch die Sorben gesehen. Die machen das auch. Aber die machen Muster. Einmal habe ich deren Ausstellung auf dem Bahnhof gesehen. Da bin ich nach Hause gerannt und habe meine bemalten Eier geholt und die der hübschen Sorbin gezeigt. Als ich in der siebten Klasse war, habe ich mit Malen angefangen. Und jetzt, als Rentner, habe ich durch die Motivation meiner Tochter wieder Lust bekommen zu malen. Das geht richtig schön, ich bin da richtig ehrgeizig und denke oft: Ach, da hast du jetzt wieder was gemalt. Ich habe da keine Langeweile. Leute mit Humor und Fantasie langweilen sich nie. Und jetzt schreibe ich auch Gedichte dazu. Doch meine Liebe ist das Malen. Wenn nicht Ostern ist, male ich keine kleinen Sachen. Dann male ich am liebsten auf einen großen Zeichenblock. Ich habe sogar noch meine Zeichnungen aus der Schulzeit und Lehre. Damals gab es die Zeitschrift Fröhlich sein und singen. Die war für uns Kinder. Aus der habe ich immer abgemalt. Und heute, mit achtzig, male ich nun so gut – fast, wie ich finde, noch besser als früher. Ich übertrage das jetzt, wenn das so groß ist, auf ein kleines Ei. Ich probiere das einfach. So kann man das machen. Und dann beschrifte ich das auch. Diese Schrift mit ihren Wellen, das liegt mir sehr und wohnt mir inne. Ich male aber auch von hier aus draußen die Gebäude. Ich werde auch mal versuchen, wenn es dann draußen schön ist, dass ich direkt draußen in ein Skizzenbuch male. Und das sind alles dann Ideen in diese Richtung. Ich habe auch schon mal mit Öl gemalt und möchte das gern nochmal versuchen. Und sollte es mir gelingen, dann kann ich auch Ölbilder malen. Oftmals male ich aber gar nicht mehr mit dem Bleistift vor, sondern nehme gleich die Farbe. Ich mache das immer mit dem Gedanken, dass ich das ja für mich tue. Es ist ja meine Freude, und die merke ich auch. Und wenn ich jemandem ein von mir bemaltes Osterei schenke, dann sehe ich, dass der sich freut.
Was gefällt dir so an Aquarellmalerei?
Aquarellmalerei ist so ähnlich wie Unterglasurmalerei. Ein Beispiel ist Zwiebelmuster. Das ist dann auf dem Scherben, bevor die Glasur draufkommt. Ich habe aber auch schon viel mit Bleistift gemalt, zum Beispiel Portraits. Meine Vorbilder sind Rembrandt und Rubens. Mir gefällt es, wenn man auf den Bildern etwas erkennen kann – ohne Bildunterschrift, wie das bei den modernen Künstlern oft der Fall ist. Ich mag lebendige Darstellungen. Und so sind auch die Motive auf meinen Ostereiern. Wenn das mit den Tieren darauf nicht geklappt hätte, dann hätte ich Pflanzen und Blumen gemalt. Das habe ich auch schon mal ausprobiert.
Und warum malst du so gerne Pflanzen und Tiere?
Ich will die Motive wiedergeben, wie ich sie in meiner Lehre gelernt habe. Deswegen nehme ich auch warme Farben. Drei Jahre habe ich gelernt. In der siebten Klasse habe ich angefangen, als ich gefragt wurde, welchen Beruf ich mal ausüben möchte. Noch in der Schule habe ich für die Wandzeitung gemalt. Das war ein Starkasten.
Du hast also schon immer Naturmotive gemalt?
Ich habe auch Abbildungen aus Brehms Tierleben abgemalt. Zuerst einen Hirsch. Später habe ich andere Tiere gemalt wie den Königstiger. Oder den Tiger und das Reh auf meinem Gesellenstück. Wir mussten auf Papier und Porzellan malen. Das wurde dann bewertet. Als Porzellanmaler habe ich praktisch und theoretisch meinen Facharbeiter gemacht. Das habe ich meinen Eltern zu verdanken. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, diese Lehre zu machen. Ich habe drei Jahre gelernt. Und dann war ich so stolz drauf, als ich meinen Eltern mein erstes selbstverdientes Geld geben konnte. In meiner Lehre habe ich gelernt, was man alles braucht und worauf es ankommt. Das steht auch alles in meinen Berichtsheften, die ich immer noch habe. Genau wie die guten Pinsel, die Spezialpinsel aus sibirischem Eichhörnchen, die wir damals bekommen haben, sodass wir auf Porzellan malen konnten.
Was würdest du im Waldstraßenviertel gerne mal mit dem Pinsel festhalten?
Ich werde es vielleicht versuchen, mich auf eine Bank zu setzen und von da aus Dinge zu malen, die ich sehe. So, wie ich sie sehe. Zum Beispiel die Blechbüchse. Oder ich lasse es auf mich zukommen. Vielleicht male ich im Rosental auch mal den Reiher. Ich habe den hier vom Fenster aus schon mal gemalt. Mal sehen, was ich dann dort sehe. Dort sind ja auch die Giraffen und andere Tiere. Da werde ich aber höchstwahrscheinlich vom Zoo nichts malen – aus dem Grunde, weil die Tiere im Käfig sind.
Gibt es darüber hinaus etwas, das du gerne einmal malen würdest?
Ja. Für mich sind es Bilder wie die der großen Künstler, die früher die Prinzen gemalt haben. Deswegen bin ich auch gern in Museen gegangen, zum Beispiel in die Heidecksburg. Heute bringen sie das im Fernsehen. Da habe ich auch schon mal überlegt: Die Bilder, die sehe ich lange. Jetzt muss ich vielleicht ein bisschen trainieren, dass ich schneller mit Bleistift male, so wie ich früher auch Stars wie Brigitte Bardot und andere abgezeichnet habe. Dann zeichne ich die ab und sehe die Ewigkeit. Ich habe ja auch schon mein Eigenbild gemalt. Das ist für mich das Größte.
Hast du für jemand, der jetzt mit Aquarellmalerei anfangen möchte, einen Tipp?
Wenn er mich fragt: ja.
Und sagst du ihn auch mir?
Wenn man mich konkret fragt, wie ich was gemalt habe, dann kann ich das sagen. Aber ein ganz allgemeiner Tipp ist: Wenn man Lust hat, dann soll man malen. Das geht von einem selbst aus. Und wenn man dann das Selbstgemalte sieht, dann ist man auch motiviert, weiter zu malen. Die Lust kommt auch durch das Malen selbst. Mein Meister Harry Seitz bei Schlegelmilch hat immer gesagt: Du kannst nur das malen, was du auch siehst. Wir haben mit einem Grashalm angefangen und ein Jahr lang nur auf einen Zeichenblock gemalt. Danach hat der Meister gesagt: Ja, du kannst hier anfangen und deine Lehre hier machen.
Man kann also nur malen, was man sieht?
Ja. Oder man malt noch aus der Fantasie dieses und jenes dazu. Das Grundwissen habe ich von meinem Lehrmeister bekommen. Ich male auch von Kalendern ab, zum Beispiel die Vögel. Und dann freue ich mich auch über den Kalender, in dem meine eigenen Zeichnungen abgebildet sind. Wie schön der gedruckt ist, da freut sich das Herz. Aber manches bleibt auch unvollendet. Das habe ich dann so gelassen. Manchmal sehe ich Bilder, die sind mit Öl gemalt, aber die sind nicht so lebhaft. Das Bild muss lebhaft sein, es muss Wärme rüberkommen. Das geht mit Orange, Gelb, auch mal Hellblau. Das sind die Farben, die Wärme ausstrahlen.
Wo kann man deine Kunst sehen?
Meine Kunst kann man hier bei mir sehen. Wenn man mich fragt und ich gut drauf bin.
Lieber Walter, hab recht herzlichen Dank.
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Als Parkanlage im nördlichen Auenwald bin ich, das Rosental, Leipzigern und ihren Gästen seit bald tausend Jahren bekannt. Suchen Spazierende mich auf, passieren sie zuvor Straßen, Orte und Gebäude, die an Kunstschaffende vergangener Zeiten wie Tschaikowski, Nietzsche oder Beckmann erinnern. Doch wie sieht es mit zeitgenössischen Kreativen aus, die sich hier in meiner Nähe angesiedelt haben und mit ihren Kunstwerken das großstädtische Leben prägen?
Lieber Dierk, ich erinnere mich, dass du als Kind vor meinen Toren auf dem Livia-Platz gespielt hast und dass du schon immer in Gohlis-Süd wohnen wolltest. Was reizt dich denn so an der Nähe zu mir?
Ich fand diese ganze Gegend schon immer sehr schön. Ich finde es hier sehr gemütlich, sehr angenehm. Und deshalb wollte ich immer hier hin. Und weil ich hier gespielt habe und weil da Erinnerungen sind, um den Waldplatz herum. Als Kinder haben wir am Grillplatz im Rosental gespielt, haben mit Pfeil und Bogen geschossen, Lagerfeuer gemacht. Wir sind mit dem Fahrrad viel rumgefahren, auch hier durch das Rosental. Als Zehnjähriger haben mein Freund und ich hier auch mal zwei Mädels kennengelernt und wir haben sie oder sie auch mal uns durchs Rosental gejagt.
Und wie bist du dann zur Fotografie gekommen?
Ich habe als Kind immer gerne fotografiert und habe mich immer riesig gefreut, wenn ich die Bilder abholen konnte. Ich habe die dann also zum Entwickeln gebracht, und dann habe ich immer die Tage gezählt, bis ich die Bilder abholen konnte. Ich hatte auch eine eigene Kamera. Ich weiß aber nicht mehr, wie die hieß, aber es war eine schwarze, da musste man auch noch den Film selber drehen. Danach kam die Beirette. Das war so eine richtig alte mit Leder drum herum. Ich fand das beim Fotografieren immer ganz spannend, was da am Ende rauskommt. Aber es war nicht so, dass ich besondere Ahnung gehabt hätte, sondern ich habe einfach das fotografiert, was mir gefallen hat. Ich wollte einfach bloß wissen: Was kommt da raus? Wie sieht das aus? Ich habe auch mal gemalt, das fand ich auch total spannend, habe ich aber nie so richtig gut hingekriegt. Aber ich habe oft im Clara-Zetkin-Park gesessen und den Teich gemalt oder die Bäume. Ich habe das gemalt, um danach zu sehen, wie es wirkt.
Und mit welchen Materialien hast du gemalt?
Mit Bleistift. Ein Freund, der jetzt ein großer Künstler ist, hatte mir das mal beigebracht. Das fand ich interessant und auch beruhigend. Deshalb habe ich das ab und zu mal gemacht. Aber wie das immer so ist: Ich habe da nie große Ambitionen gehabt, das weiterzuentwickeln, aber ich fand das interessant und schön.
Wie bist du dann wieder zurück zur Fotografie gekommen? Was hat da den Anstoß gegeben?
Nach einer Knie-OP habe ich bei der Reha am Waldplatz einen Fotografen kennengelernt. Er erzählte, dass er immer Fotos von Leipzig mache und dass er gerne mal einen Kalender herausbringen würde. Ich sagte ihm, dass ich gestalten und drucken kann. Schließlich habe ich zwei Jahre lang mit ihm und dann noch mit anderen Fotografen gemeinsam an Kalendern gearbeitet – bis ich schließlich selbst komplett hinter dem Produkt stehen wollte. Also habe ich mir eine preiswerte Kamera gekauft und gedacht, ich probiere das einfach mal aus. Frühmorgens bin ich in die Stadt gefahren und habe das Kaffeehaus Riquet im Sonnenaufgang fotografiert und geschaut, ob es schön aussieht. Und dann hat mir das Foto ganz gut gefallen. Also dachte ich, ich schaue mal bei Pixabay, weil man dort Fotos gratis hochladen kann. Zwar bekommt man da kein Geld, aber das war mir erst einmal egal, denn ich wollte zunächst wissen, ob die sagen: Ja, wir nehmen es. Da habe ich einige Fotos hochgeladen – und das vom Riquet haben sie genommen. Und dann entdecke ich plötzlich mein Foto bei einem Preisausschreiben der Sparkasse auf Facebook. Das war die Werbung für den Sparkassenkalender. Dann war es noch in einer Zeitung. Da dachte ich, das kann doch nicht sein, die finden das gut! Da war ich ein bisschen erstaunt. Und dann bin ich zum Wintergartenhochhaus und habe davon Fotos gemacht und habe die auch hochgeladen. Und das haben viele Immobilienfirmen genommen. Und da hatte ich auf einmal nach kurzer Zeit bald tausend Downloads von den Bildern. Auch die LVZ hat letztens eins auf ihrer Seite über Finanzen abgebildet. Dann habe ich angefangen, mir Tutorials zu Fotografie anzusehen. Und dann habe ich das alles ausprobiert, und der Kalender ist wirklich richtig gut geworden und hat tolles Feedback bekommen. Und da habe ich dann immer weitergemacht.
Du bist also ein Quereinsteiger und hast deine Liebe zur Fotografie wiederentdeckt und hast gedacht, dass du das jetzt ausbauen kannst?
Ja, genau. So ist es gewesen. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, ich würde jetzt keine Fotos machen und die irgendwo auf der Festplatte rumoxidieren lassen, um mir die irgendwann nach drei Wein anzusehen und zu denken: Ich habe ein schönes Leben. Das ist es jetzt nicht, sondern es ist schon der Aspekt, dass ich damit Geld verdiene. Und was auch ganz wichtig ist: Ich kann dadurch mein grafisches Auge schulen und habe so einen ganz anderen Blick. Das passt eben alles zusammen.
Deine Bilder unterscheiden sich sehr von anderen, vor allem in ihrer Dramatik und der Abwesenheit von Menschen. Wie geht das?
Ich bin immer sehr, sehr früh unterwegs. Das hat also mehrere Gründe: Wenn ich Menschen auf einem Bild habe, dann ist es für einen Kalender ungünstig. Zweitens habe ich frühmorgens meine Ruhe. Ich kann also mal schnell mit dem Auto überall ranfahren, zum Beispiel auf den Markt. Die Dramatik kommt dadurch zustande, weil ich die Fotos dahingehend bearbeite. Und es ist halt auch so, wie ich es damals in der Werbung gelernt habe: Ich verkaufe keine Wahrheit, ich verkaufe Illusionen. Inzwischen sind meine Bilder aber nicht mehr so sehr dramatisch und wild. Es war einfach so, dass ich persönlich das schön fand. Aber es darf nicht so übertrieben sein.
Dann hast du jetzt also richtig Spaß am Fotografieren?
Ja. Und ich habe jetzt auch einen Fotografen, mit dem ich ab und zu gemeinsam fotografieren gehe. Das ist schön, man trifft sich, trinkt zusammen ein Bier und geht ein bisschen raus. Und es ist immer wieder spannend, welches Foto da am Ende rauskommt, wie schön das dann ist. Das macht Spaß, wenn man so ein bisschen unterwegs ist.
Was, denkst du, schärft deinen fotografischen Blick?
Die Übung. Ich schaue mir auch immer wieder neue Videos an. Jeden Abend, bevor das Fernsehprogramm losgeht – das könnte man schon fast als Hobby bezeichnen –, schaue ich mir Videos über Fotografie, Gestaltung oder Marketing an. Aber ich mache auch Online-Kurse, letztens zum Beispiel den Kurs zu Affinity Designer 2.
Du machst oft Bilder aus der Vogelperspektive und wohnst ja auch im Dachgeschoss. Was magst du so an luftiger Höhe?
Mich interessiert gar nicht die Höhe an sich, sondern: Wir Menschen finden ja immer das schön, was wir nicht kennen und was wir nicht so oft sehen. Wenn wir hier in Leipzig ein Foto von Miami sehen, dann finden wir das schön. Die Menschen in Miami finden das nicht schön, dafür aber wahrscheinlich Bilder von Bergen. Und Ansichten von oben haben wir halt nicht so oft.
Du fotografierst also von oben, weil du diesen Anblick magst oder weil du denkst, dass andere das schön finden?
Beides. Also, ich finde das auch interessant, aber die Fotos haben auch eine große Resonanz.
Auf deinen Bildern komme ich, das Rosental, noch nicht so oft vor. Gibt es aber trotzdem eine Ecke inmitten meiner Flure, die dir gut gefällt?
Ja, das Zooschaufenster finde ich sehr schön und die große Wiese, von der aus ich den Uniriesen sehen kann. Auch die Brücke zur Tschaikowskistraße und das Mückenschlösschen gefallen mir.
Und welches Motiv aus meiner Fauna und Flora würdest du gerne einmal ablichten?
Das ist dieser eine Baum am Zooschaufenster mit dem Uniriesen im Hintergrund. Die Friedenseiche. Das würde ich gerne mal im Winter bei Nebel fotografieren.
Lieber Dierk, recht herzlichen Dank. Meine letzte Frage lautet: Wo kann man deine Bilder sehen?
Bei Instagram und facebook bin ich unter gutdesign.de zu finden. Den Kalender gibt es bei Globus, Hugendubel, im Leipzig-Laden Nr. 1 sowie in der Buchhandlung Ludwig im Hauptbahnhof. Und ein neues Seniorenheim in Lindenau hat meine Bilder auf seinen Etagen ausgestellt.
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Als Parkanlage im nördlichen Auenwald bin ich, das Rosental, Leipzigern und ihren Gästen seit bald tausend Jahren bekannt. Suchen Spazierende mich auf, passieren sie zuvor Straßen, Orte und Gebäude, die an Kunstschaffende vergangener Zeiten wie Tschaikowski, Nietzsche oder Beckmann erinnern. Doch wie sieht es mit zeitgenössischen Kreativen aus, die sich hier in meiner Nähe angesiedelt haben und mit ihren Kunstwerken das großstädtische Leben prägen?
Liebe Marion, wir kennen uns schon viele Jahre. Ich kann mich gut an deine interkulturellen Feste mit Kindern aus der VILLA auf meinem Spielplatz erinnern. Später bist du in meine Nachbarschaft gezogen, hast die klassischen Open-Airs auf meiner Wiese besucht und meine Giraffen zu deinem Krafttier für Wertschätzende Kommunikation ernannt. Doch seit ein paar Jahren erlebe ich dich vor allem mit feinem Stift und Skizzenbuch. Du bist jetzt eine erfolgreiche Urban-Sketcherin, malst mit Größen aus der Szene und dem talentierten Nachwuchs. Doch sag, was führte dich zur Malerei?
Gute Frage. Ja, es waren drei gute Dinge, die mich auf einmal wieder zum Zeichnen und Malen gebracht haben. Ich hatte schon längere Zeit einen inneren Plan, dass mehr Kunst in mein Leben kommen soll. Zu meinem inneren Plan kam unerwartet Zeit, die meine Muse, meine Freude am absichtsfreien Zeichnen und Malen wachrief. Und ich habe viele malende Freundinnen und Freunde. Mit diesen drei Dingen begann es. Alles andere entstand, weil ich seit drei Jahren nicht mehr aufhöre zu zeichnen und zu malen.
Deine Skizzenbücher füllen hauptsächlich farbige Zeichnungen. Wenn du kolorierst, was ist deine liebste Technik und warum?
Ich hielt mich bisher eher für einen grafisch sehenden Menschen, insofern koloriere ich eher meine Zeichnungen, als dass ich mit Farbe male. Daher ist mein Lieblings-Malstift der Füller, überraschenderweise hat der auch gar nichts mehr von einem Schulfüller, sondern lässt sich mit wasserlöslicher Tinte wunderbar wie in der Aquarellmalerei einsetzen. Dabei entstehen grafische und doch farblich oft monochrome Bilder oder Zeichnungen mit höchstens eins, zwei Farben. Das liebe ich sehr. Dabei lernte ich Aquarell besser kennen und nutze mittlerweile auch Pinsel und Aquarellkasten.
Du malst sehr oft Häuser des Waldstraßenviertels. Was gefällt dir besonders an dieser Architektur?
Das Waldstraßenviertel mit dem Rosental ist jetzt seit fünf Jahren mein Kiez, in dem ich lebe, und war über zwanzig Jahre mein vertrauter Ort durch viele schöne Projekte mit Kindern und Jugendlichen, die ich als Jugendsozialarbeiterin initiieren konnte. Die Architektur habe ich dabei seit den Wendejahren sich verwandeln sehen. Viele verfallene und wenig gepflegte Häuser konnten wieder zu vollem Glanz restauriert werden. Ich mag die Erker an den Häusern, die wunderbaren hohen Türen mit zahlreichen Verzierungen, die Putzquadrierungen, und ich liebe die Eckgebäude sehr. Die Häuser haben ihre Gesichter und sprechen zu mir.
Zurück zu mir und damit zur Natur: Inwiefern fühlst du deine Kunst durch mich inspiriert?
Ja du hast einen wunderbaren inspirierenden Namen: Das Rosental verspricht schon mit seinem Namen, ein zauberhafter Ort zu sein. Ich mag deine weiten Wiesen. Nichts verstellt meinen Blick, und so gehe ich gern auf alles zu, was ich zeichnen oder malen möchte.
Wenn du einen Lieblingsplatz inmitten meiner Fauna und Flora benennen solltest, wo würde er liegen?
Ich habe wohl einige Lieblingsplätze: Ich mag die Bänke im Rosental, die zum Verweilen einladen, zum Beispiel am Zooschaufenster mit dem Tierkino. Ich mag den vom Blitz getroffenen Baum am See. Und ich mag den wuseligen Wald mit so viel Unterholz: ein schönes Versteck und Zuhause für viele kleine Tiere.
Und wie sieht eine fiktive Rosentalszene aus, die du gerne einmal zeichnen würdest?
Ich liebe den Blick über die gesamte Wiese bis hin zur Stadtsilhouette in der Ferne. Der weite Blick wird gekreuzt von großen einzeln stehenden Bäumen und Kindern, die Radfahren lernen, und Eltern, die ihnen hinterherrennen, von Freundeskreisen, die picknicken und einzelnen Menschen mit ihren Hunden.
Nun sind wir auch schon am Ende angelangt. Zu guter Letzt also: Wo können Interessierte deine Kunst bestaunen?
Instagram: sketchwalk_leipzig
Liebe Marion, hab vielen Dank!